Vermutlich hast du das schon öfters gehört, wenn es hieß „ich habe an der Börse alles verloren“ und du kannst dich noch genau an die Situation erinnern und die damit verbundenen Ängste nachvollziehen. Unglaublich wie sich diese Geschichten halten und scheinbar niemand die Muster zu erkennen vermag.

Schon oft wurde mir als Anlageberater und unabhängiger Finanzcoach Geschichten erzählt, wer wo wie viel Geld an der Börse verloren hat. Ein Nachbar, der Freund, die Eltern, der Sohn, alle haben sie Geld in den Sand gesetzt. Alles weg: die Rente, das Cabrio, Scheidung und so weiter. Es war ganz schlimm und aus der Erfahrung habe man gelernt.

Investieren ist nur was für Spieler. Ein reines Casino! Stimmt das oder handelt es sich nur um ein vorgeschobenes Vorurteil, um das eigene schlechte Gewissen in puncto Altersvorsorge und Vermögensaufbau etwas zu beruhigen?

https://youtu.be/WmfLWyBgeyI

Jetzt musst du wissen, dass ich mich wirklich gerne mit den Leuten unterhalte. Berufsbedingt als Anlageberater natürlich auch umso mehr, wenn ich den Satz höre, dass Person X an der Börse alles verloren hat. Sofern also bei einer Grillparty oder Feier so eine Leidensgeschichte von Geldverlusten erzählt wird, werde ich hellhörig. Dann frage ich gerne mal gezielt nach.

  • Wie ist das genau passiert?
  • Wie sah den die Strategie aus?
  • Wo und wie habt ihr die Sachen gekauft?

Das spannende ist, dass es immer die gleichen Geschichten sind, die erzählt werden. Es variieren die Namen, die Summen des Verlustes und die Rahmenbedingungen. Ebenso auch die Höhe, wie schlimm ein Investment letzten Ende für die Person ausfiel. Aber bei sämtlichen Misserfolgs-Storys kam es immer wieder zu denselben Kardinalfehlern in Sachen Investments:

Ich habe dir hier, die wichtigsten 4 Fehler aus den Geschichten zusammen getragen, die leider immer noch viel zu oft wiederholt werden:

Die vier Kardinalfehler beim Investieren: Hast du davon vielleicht auch schon eine gehört?

  1. Es wurde alles auf eine Karte gesetzt!
    Eine Börsenweisheit, die bisher immer Sinn ergeben hat, ist: „Leg nicht alle Eier in einen Korb“. Wenn der runterfällt, sind alle kaputt. Wenn du also nur eine Aktie eines Unternehmens kaufst, ist das sehr spekulativ und das Risiko ist groß. Denn wenn das Unternehmen scheitert, ist das Geld unter Umständen weg. Wenn du aber stattdessen kleinere Anteile an 100 Aktien für das gleiche Geld kauft, sind die Eier gut verteilt und das Risiko sinkt beträchtlich. Wenn hier ein Unternehmen pleite geht, wäre das ein Verlust von 1 %. Also wesentlich weniger Risiko und leicht zu verschmerzen, solange die anderen 99 Unternehmen besser performen. Von jemandem, der sein Vermögen und seine Investments breit gestreut hat, habe ich während meiner gesamten langjährigen Tätigkeit als unabhängiger Finanzberater aus Schwabach noch nie gehört „ich habe an der Börse alles verloren“. Eine All-In-Strategie gehört aus mein Sicht als unabhängiger Finanz- und Anlageberater zum größten Kardinalfehler, den man überhaupt machen kann!
  2. Eine neue Idee!
    Ein neuer Markt macht unglaubliche Gewinne! Ob es wie aktuell Wasserstoff ist oder Hanf, so waren es auch schon Bohrinseln, Containerschiffe, neue Krypto-Währungen, Hollywood Film-Beteiligungen, grüne Energie usw. Große Gewinne wurden prognostiziert und der schnelle Reichtum hat viele Menschen geblendet und die Risiken wurden heruntergespielt. Derartige Annahmen gibt es und gab es zu jeder Zeit, wie etwa die Tulpenmanie im 17. Jahrhundert, mit aberwitzigen Kursen und Gewinnerwartungen. Auch in neuerer Zeit blieben uns Beispiele wie der Flowtex-Skandal aus dem badischen Ettlingen in negativer Erinnerung. Leider wird durch die massive Chance von Gewinnen und neuen Investmentmöglichkeiten die Gier der Menschen getriggert und es werden Investitionen gemacht, die nicht funktionieren konnten. Wenn es ein Trend ist, muss dieser umso genauer angeschaut werden, um langfristig erfolgreich zu sein.
  3. Empfehlung von Freunden!
    Ich habe zu oft gesehen, dass die Freunde und Familien keine guten Anlageberater sind. Erst recht nicht, wenn einer von Ihnen ein Anlageberater wird und dann glaubt, nach seiner Ausbildung alle an die Börse bringen zu müssen. Am Ende war nicht selten die Enttäuschung groß, die Freundschaft kaputt oder die Familie aufgrund schlechter Renditen oder zu hohen und intransparenter Provisionen nachhaltig zerstritten. Von diesem Weg würde ich auf alle Fälle dringend abraten, wenn es nicht heißten soll, ich habe an der Börse alles verloren. Den im familiären Umfeld und bei Freundschaften ist der Vertrauensvorschuss oft zu groß. Bedauerlicherweise auch die Ahnungslosigkeit auf beiden Seiten und es ist den Beteiligten zu Beginn nicht bewusst, welche Konsequenzen und Belastungen bei Misserfolg auf die Beziehungen einwirken.
  4. Falscher Kauf- und Verkaufszeitpunkt!
    Dieses Verhalten verbrennt das meiste Geld an der Börse. Es gibt zwei Gefühle, die das ganze auslöst. Angst und Gier. Und das Verhalten von vielen Anlegern ist ungünstigerweise oft immer das gleiche. Sie kaufen aus Gier, wenn die Börse gerade gestiegen ist und verkaufen aus Angst noch mehr Geld zu verlieren, wenn die Börse gerade gefallen ist. Der Kardinalfehler an der Börse alles verloren zu haben! Kluge Investoren machen es genau andersherum, dafür muss man aber seine Gefühle im Griff haben. Vielen Menschen gelingt das leider nicht. Man sollte die Krise vielmehr als Chance verstehen, um gezielt zu günstigen Kursen zu investieren. Selbst Star-Investoren wie Warren Buffett mussten bereits mehrmals schmerzliche finanzielle Rückschläge erleiden, ließen sich davon aber nicht abbringen gezielt nach neuen Möglichkeiten Ausschau zu halten.

An der Börse alles verloren? Nicht mit mir!

Wenn eine oder sogar mehrere der oberen Geschichten eingetroffen ist und es heißt ich habe an der Börse alles verloren, geben zu viele Menschen auf und legen das Thema zur Seite. Mit dieser Entscheidung verlieren Sie aber weiter Geld. Und das garantiert. Die Inflation saugt am Konto. Nicht so schnell wie bei einem Crash, aber wesentlich nachhaltiger und konsequenter. Und aus der angedachten privaten Altersvorsorge wird mit normalen Zinsen auf Bankkonten kein realer Vermögenszuwachs zu erzielen sein.

Nicht zu investieren, ist heutzutage keine Alternative mehr und kein Grund zu denken es geht an der Börse alles verloren. Es besser zu machen und aus seinen Fehlern zu lernen aber schon! Und wer das macht, dem stehen Möglichkeiten offen, an die er nicht geträumt hätte zu denken! Es gibt auch Menschen, die meinen, sie seien zu alt, um an der Börse zu investieren. Dem ist nicht so, vielmehr profitieren sie bei späten Investments einfach unterm Strich deutlich weniger, da die Zeit weniger für sie arbeitet.

Die Abkürzung wäre, sich gleich einen Profi zu suchen!

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